Welche Rolle spielt die Artenvielfalt im Weinbau?

Die Artenvielfalt erhöht die Resilienz des Ökosystems und stabilisiert dadurch die Erträge. Durch die Vielfalt an Pflanzenarten ist das Ökosystem in der Lage, auf unterschiedliche Bedingungen flexibel zu reagieren und sich an veränderte Umweltbedingungen anzupassen. So können Extremwetterlagen, Schädlinge oder Krankheiten besser bewältigt werden. Gleichzeitig trägt die Artenvielfalt auch zur Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit und des Wasserhaushalts bei. In den letzten Jahren haben sich jedoch immer mehr monokulturelle Anbausysteme durchgesetzt, da sie in der kurzfristigen Betrachtung höhere Erträge versprechen. Allerdings ist diese Entwicklung mit einem erhöhten Risiko für die Ernteausfälle verbunden. Durch die fehlende Artenvielfalt ist das Ökosystem anfälliger für Schädlinge und Krankheiten, da es keine natürlichen Feinde mehr hat. Auch extreme Wetterbedingungen können leichter zu Ernteausfällen führen. Daher ist es wichtig, dass der Weinbau auf eine ausgewogene Artenvielfalt setzt, um die Resilienz des Ökosystems zu erhöhen und so die Erträge langfristig zu stabilisieren.

Über elf Jahre lang wurde der Steillagenweinbau an der Mosel in Bezug auf die Artenvielfalt erforscht. Dabei ist herausgekommen, dass die Steillagen an der Mosel ein wichtiger Lebensraum für gefährdete Insektenarten sind. Insgesamt wurden mehr als 170 Wildbienenarten dokumentiert. Es sind allerdings nicht die Weinreben selbst, sondern vor allem die kleinteiligen Strukturen zwischen den Reben sind für die Bienen lebenswichtige Vegetationszonen. Auch Schmetterlinge fühlen sich in Steillagen äußerst wohl. Im Klotten-Treiser-Moseltal wurden 58 Tagfalter-Arten entdeckt. Von den Wildbienen sind 30 % aller entdeckten Arten auf der Roten Liste Deutschlands und sind gefährdet, während von den Tagfaltern insgesamt 52 % der Arten gefährdet sind. Durch diese Studie hat sich gezeigt, dass vor allem Steillagenbau in Querterrassen mit blütenreichen Hängen gefährdeten Arten ein Refugium bieten kann. Was die Rebstöcke betrifft, wurde durch eine Analyse der Hochschule Geisenheim herausgefunden, dass es auch Unterschiede beim Mostgewicht, dem Säurewert und der Traubenstruktur gibt, denn die genetische Vielfalt ist eine wichtige Quelle der Anpassung der Reben an sich ändernde Bedingungen des Klimas.

In Baden widmet sich der Jungwinzer Jonathan Haus ganz besonders der Erhaltung der Artenvielfalt im Weinberg. Mit 16 Jahren begann er mit seiner Winzerausbildung und mit 17 bewirtschaftete er schon seine erste Parzelle. Jonathan gründete mit nicht mehr als 18 Jahren sein eigenes Weingut und legt besonders viel Wert auf Artenvielfalt, Klimaschutz und die Gesundheit von Mensch und Natur. Deshalb finden Insekten hier ein ganz besonderes Zuhause. Mehrere Bienenvölker haben eigene Freiflächen im Weingut Haus und finden dort auch mehrere Nützlingsweiden vor, die bewusst für diese eingesät worden sind.