Die fünf Schritte der Weinverkostung
Sehen: Farbe und Klarheit beurteilen
Der erste Schritt bei der Weinverkostung ist die visuelle Beurteilung der Farbe und Klarheit des Weins. Gieße den Wein in ein sauberes, klares Weinglas und halte es gegen eine helle Lichtquelle oder einen weißen Hintergrund. Die Farbe des Weins kann Aufschluss über das Alter, die Rebsorte und die Lagerung geben. Zum Beispiel neigen Rotweine dazu, mit der Zeit heller zu werden, während Weißweine im Laufe der Jahre eine tiefere goldene Farbe annehmen können. Die Klarheit des Weins kann ebenfalls ein Indikator für seine Qualität sein. Ein trüber oder flockiger Wein kann auf Probleme während der Produktion oder Lagerung hindeuten, obwohl einige natürliche Weine und ungeschönte Weine eine gewisse Trübung aufweisen können.
Beachte die Farbintensität und den Farbton des Weins, um die verschiedenen Aromen und Geschmacksnoten besser einschätzen zu können. Die Farbintensität kann von blass bis tief reichen, während der Farbton je nach Rebsorte und Alter variieren kann. Die Beurteilung der Farbe und Klarheit des Weins ist ein wichtiger Schritt, um die Qualität und den Charakter des Weins zu verstehen, bevor du ihn riechst und schmeckst.
Schwenken: Das Weinglas richtig halten und bewegen
Der zweite Schritt bei der Weinverkostung ist das Schwenken des Weinglases. Dieser Vorgang hilft dabei, die Aromen des Weins freizusetzen und seine Geschmacksnoten besser wahrzunehmen. Um das Weinglas richtig zu halten, greif es am Stiel und nicht am Kelch, um die Temperatur des Weins nicht zu beeinflussen. Bewege das Glas in kreisenden Bewegungen, sodass der Wein die Seitenwände des Glases hinaufschwappt. Das Schwenken ermöglicht es, die Viskosität des Weins zu beurteilen, die sich in sogenannten "Tränen" oder "Kirchenfenstern" zeigt. Diese langsamen, tropfenförmigen Ströme, die am Glas herunterlaufen, können Informationen über den Alkoholgehalt und die Textur des Weins liefern. Ein höherer Alkoholgehalt führt zu dickeren und langsamer fließenden Tränen. Der Schwenkprozess sollte sorgfältig durchgeführt werden, um den Wein nicht zu verschütten und die wertvollen Aromen im Glas zu halten.
Riechen: Aromen erkennen und beschreiben
Der dritte Schritt bei der Weinverkostung ist das Riechen des Weins, um seine Aromen zu erfassen. Nach dem Schwenken des Weinglases solltest du deine Nase tief in das Glas halten und langsam und tief einatmen. Versuche, die verschiedenen Aromen und Duftnoten zu identifizieren, die der Wein freisetzt. Aromen können in drei Kategorien eingeteilt werden: Primäraromen, die aus der Rebsorte und dem Anbaugebiet stammen; Sekundäraromen, die während des Gärungsprozesses entstehen; und Tertiäraromen, die während der Lagerung und Reifung des Weins entwickelt werden. Typische Aromen können Früchte, Blumen, Kräuter, Gewürze, Mineralien oder holzige Noten sein, je nach Rebsorte und Alter des Weins.
Die Fähigkeit, Aromen genau zu erkennen und zu beschreiben, ist eine Kunst, die mit Übung und Erfahrung entwickelt wird. Es kann hilfreich sein, Aromen mit persönlichen Erinnerungen oder Erfahrungen zu verbinden, um sie leichter zu identifizieren. Hier helfen auch immer Kindheitserinnerungen. Ein gutes Beispiel hier ist der Geruch von Nutella weißt auf das Aroma “geröstete Haselnuss” hin. Wenn du Schwierigkeiten hast, Aromen zu erkennen, kannst du dich auf gängige Aromen konzentrieren, die für bestimmte Rebsorten und Anbaugebiete typisch sind. Es ist wichtig, sich Zeit zu nehmen, um den Wein zu riechen und seine Aromen zu genießen, bevor du zum Verkosten übergehst.
Schmecken: Geschmacksnoten analysieren
Der vierte Schritt bei der Weinverkostung ist das eigentliche Schmecken des Weins. Nimm einen kleinen Schluck Wein in den Mund und lassen Sie ihn einige Sekunden lang auf der Zunge liegen, bevor du ihn schluckst. Versuche, den Wein über alle Bereiche deiner Zunge zu verteilen, um die verschiedenen Geschmacksnoten wahrzunehmen. Wein kann süß, sauer, salzig oder bitter schmecken, abhängig von der Rebsorte, dem Anbaugebiet und dem Herstellungsprozess. Beurteile die Geschmacksintensität, den Körper und die Textur des Weins, um seine Qualität und seinen Charakter besser zu verstehen.
Beachte auch den Abgang des Weins, also den Geschmack und die Aromen, die nach dem Schlucken im Mund verbleiben. Ein langer, angenehmer Abgang ist oft ein Zeichen für einen hochwertigen Wein. Mit der Zeit kannst du deine Fähigkeit verfeinern, die verschiedenen Geschmacksnoten und Aromen in einem Wein zu erkennen und zu beschreiben. Versuche es, deine Verkostungserfahrungen mit anderen Weinliebhabern zu teilen und verschiedene Weine miteinander zu vergleichen, um deine Geschmacksknospen weiter zu schulen. Je mehr Weine du verkostest, desto besser wird dein Geschmackssinn und dein Verständnis für die Komplexität und Vielfalt der Weinwelt entwickelt.
Bewerten: Den Wein objektiv beurteilen
Der fünfte und letzte Schritt bei der Weinverkostung ist die Bewertung des Weins. Hierbei geht es darum, den Wein objektiv zu beurteilen und seine Qualität, Komplexität und das Gleichgewicht der Aromen und Geschmacksnoten zu bewerten. Bei der Bewertung eines Weins solltest du Aspekte wie die Farbe, die Klarheit, die Aromen, den Geschmack, die Textur und den Abgang berücksichtigen. Frage dich, ob der Wein harmonisch und ausgewogen ist, ob er deinen persönlichen Geschmack anspricht und ob er einen angemessenen Preis für seine Qualität hat.
Es ist wichtig, deine eigenen Vorlieben und Geschmäcker zu erkennen und zu respektieren, aber auch offen für neue Erfahrungen und Geschmacksrichtungen zu sein. Die Weinbewertung ist eine subjektive Kunst, bei der es kein richtig oder falsch gibt. Das Wichtigste ist, den Wein zu genießen, deine eigenen Vorlieben zu entwickeln und die Faszination und Freude, die die Welt der Weine bietet, zu entdecken.
Zusammenfassend ist die Kunst der Weinverkostung ein Prozess, der Übung, Erfahrung und Neugier erfordert. Indem du die verschiedenen Schritte der Weinverkostung lernst und praktizierst, kannst du deine Sinne schärfen, deine Geschmacksknospen schulen und die unendliche Vielfalt und Komplexität der Weinwelt entdecken. Die Verkostung von Wein ist nicht nur ein Genuss, sondern auch eine Möglichkeit, deine Kenntnisse und Fähigkeiten in Bezug auf Rebsorten, Anbaugebiete, Jahrgänge, Lagerung und Weinproduktion zu erweitern. Führe am besten ein Weinverkostungstagebuch, um deine Erfahrungen und Erkenntnisse festzuhalten und deinen Fortschritt als Weinliebhaber zu dokumentieren.